Mario Kwiat: „Icke und die Fans“

Icke und die Fans

Vorbemerkung:
Der folgende Text, "Icke und die Fans", stammt aus dem Fanzine "Babbit", das Mario Kwiat 1962 herausgegeben hat. 
Er beschäftigt sich unter anderem mit WE, sprich Walter Ernsting, einem der Urväter der deutschen Science Fiction-Szene in Deutschland.

Ach so, die Schuldfrage- natürlich ist wieder einmal WALTER ERNSTING an allem Schuld – warum?

Nun, das will ich in einem kurzen Artikel aufzeigen. Es soll keine Historie des deutschen Fandoms, sondern einfach ein Erlebnisbericht aus meiner Warte werden – so wie ich die Fans kennenlernte, per Motorrad, per Eisenbahn oder mit Frau – je nach Witterung.

Fangen wir also an –

Ich bin am 28. Oktober 1935 in Berlin geboren, in einer Zeit, in der das deutsche Volk durch eine Clique gewissenloser „Herrenmenschen“ schamlos mißbraucht wurde.

Die Nationalsozialisten stürzten durch ihre verbrecherischen Welteroberungspläne die ganze Welt in ein Chaos.

In dieser zertrümmerten Welt sind wir groß geworden, und wir haben versucht, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Ich bin meiner Überzeugung nach ein demokratisch denkender Mensch, dessen höchstes Ziel – zumindest die Verwirklichung eines GEEINTEN Europas ist.

Ich bin der Meinung, daß man den Kommunismus nicht mit leeren Phrasen, sondern durch ein echtes, vorgelebtes Leben in Demokratie schlagen kann. Dazu gehört neben einer sauberen Staatsführung ebenso eine starke militärische Schutzmacht. Die Ereignisse in BERLIN am 13. August 1961 haben uns gezeigt, daß der Bolschewismus kein Mittel scheut, um seine eigenen Ideen mit allen Mitteln durchzusetzen.

Meiner Meinung nach kann gerade der SCIENCE-FICTION-FAN an dieser Tatsache nicht vorbeigehen – er, der doch vorgibt, sich aktiv mit den möglichen Entwicklungen der Zukunft zu beschäftigen. Aber leider bin ich gerade in diesen Kreisen immer wieder auf Desinteresse gestoßen, und besonders bei denen, die „weit vom Schuß“ leben.

Aber es mag sein, daß ich als Berliner diese Sachen besonders kritisch sehe, muß doch jeder „Insel-Bewohner“ feststellen, daß die Bevölkerung (zum größten Teil!) in der BRD sich kaum um die POLITIK kümmert.

Aber genug der Einleitung –

meine erste Bekanntschaft mit einem UTOPISCHEN ROMAN machte ich etwa 1948, als mir mein Onkel einen HANS DOMINIK zum Lesen gab. Mir gefiel diese Art, „DIE TECHNIK AUF MÄRCHENHAFTE ART DER JUGEND ZU VERMITTELN‘ sehr gut. Ich suchte nun weiter nach ähnlicher Lektüre. Sie war sehr selten, da sah ich plötzlich in einer Leihbücherei einen HAMILTON HERRSCHER IM WELTENRAUM – stehen – und ab dato war ich einer der eifrigsten Leser der SCIENCE FICTION LITERATUR

Nun fand ich mit der Zeit, daß die meisten der Romane doch nur eine Fortsetzung des WILDWESTROMANES seien, und ich begann, mich besonders nach einem Gedankenaustausch (meckern, meckern, meckern) zu sehnen. Den ersten „Fan“ fand ich in meinem Freund GERHARD SKOWRONNEK, der aber leider bald sich wieder anderen Dingen (U-Boot-stories) zuwandte.

In einem UTOPIA-Großband fand ich dann die Nachricht, daß 4.8.I955 in Frankfurt/Main von JULIAN PARR, RAYMUND Z. GALLUN, WALTER SPIEGL und dem INITIATIATOR WALTER ERNSTING ein Club für die Interessen der utopischen Literatur gegründet worden sei. Postwendend wurde ich Mitglied Nr. 162 des SCIENCE FICTION CLUB DEUTSCHLAND. Damit begann mein offizielles Dasein als „FAN“.

Eines Tages flatterte mir eine Postkarte auf den Tisch. Absender: SFC-Berlin, Freunde der Raumschiffahrt. Einladung zu einer Mitgliederversammlung in Berlin-Neukölln.

Darauf hatte ich gewartet, voll Spannung ging ich dort hin… und dreißig neugierige Augenpaare blickten mich an – ich glotzte zurück, d.h. viel sehen konnte ich ja nicht, denn die Bude war restlos verqualmt!

Na, wir stellten uns vor, und nach einiger Zeit war ich NEO in den Kreis der „alten Fans“ aufgenommen.

Ein älterer Herr namens NORBERT LOSSBERGER hielt gerade einen Vortrag über FLIEGENDE UNTERTASSEN, der mit großer Skepsis aufgenommen wurde. Dieser Knabe war ein bisserl sehr verschroben, und er wurde auch von den Berliner Fans niemals recht ernst genommen. Wenig später zog er sich dann auch gekränkt aus dem Fandom zurück, weil ihm niemand seine ADAMschen MARSMENSCHEN abnahm.

Der Gruppenboß war WOLFGANG KOWAKE, ein sehr fleißiger und ehrlicher Fan. Er hatte nur eine kleine Schwäche, er konnte niemals starken Widerspruch haben – aber sonst war er ein netter Kerl. Wolfgang hatte es sehr gut verstanden, aus dem „wilden Haufen“ eine respektable Gruppe zu machen, die sogar im JUGENDHEIM ihre Treffen abhalten durfte.

Eines Tages kam mir die Idee, in das Clubzine ANDROmeda auch ein paar Berichte aus Berlin einzuschmuggeln. Nun, es klappte herrlich – nur von dem Bericht INSEL BERLIN MELDET war nachher nicht viel zu lesen – ich hatte nämlich die Matrizen mit einer uralten Schreibmaschine MIT Farbband geschrieben… ebenso hatte ich die Skizzen mit einem harten Bleistift fabriziert – und zu sehen war nix!

Nun, wie es auch schon damals im Fandom üblich war – zuerst wurde auf WE geschimpft! Dann erst kamen die Berliner dran. Hier liegt meiner Meinung nach das Grundübel des DEUTSCHEN FANDOMS – Nee, nicht in WE, sondern in der Art, wie die Clubmitglieder WE gesehen haben. In meinen Augen ist WALTER ERNSTING zwar der erste deutsche Fan (neben ANNE STEUL), der das Clubleben aufgebaut hat, er ist aber nicht an dem Schuld, was die anderen verbockt haben! Der kleine „fan-fritz‘ sah in ihm (damals wußten wenige, daß er als CLARK DARLTON schreibt) den bewundernswerten Clubpräsidenten und machte ihn für alles verantwortlich, was passierte. Waren es nun schlechtbeschriebene Matrizen, unpünktliches Erscheinen von ANDRO, mißglückte Clubsiegelverleihung und sonstwas – jedesmal war WE dran schuld!

Der KLEINE FAN hat vor allem vergessen, daß der Club aus vielen besteht und nicht nur aus dem Vorstand! Dieser ist nur ein ausführendes Organ! Da wir in einer Demokratie leben, hat jeder das Recht und die Pflicht, an seiner Sache mitzuarbeiten – Wer tut dies aber? Wer kümmert sich denn um „sein“ fanzine? Es sind wenige – ob der Club nun 10 oder 1000 Mitglieder hat, man findet immer dieselben Namen…

Nun, unser Beitrag für ANDRO wurde mit der Zeit besser. Unsere Routine im Zusammenstottern von Artikeln und fanishen wurde so gut, daß wir eine wahre Freude daran hatte, PSEUDONYME zu erfinden. Wir hatten es auch nötig; denn immer dann, wenn der „Pflichtabend“ zur Beschriftung der Matrizen kam, fand sich niemand ein. Die ersten INSEL-Berichte stellten wir drei, KOWALKE, LOSSBERGER und ICH zusammen, alle anderen Namen waren erfunden. Was sollten wir auch anders machen? Sollten wir uns blamieren? Sollten wir denn in ANDRO zugeben, daß die große Berliner Gruppe zu faul war? Aber allmählich bildete sich dann auch ein guter Mitarbeiterstab heran, mit MANFRED ENGEL, KNECHT RUPRECHT, MANFRED ALEX, Fam RAGUSE u.a.

Eines Tages beschlossen wir, ein EIGENES fanzine herauszugeben – und alle sollten sich einen Namen überlegen. Ich kam mit einer zweiseitigen Liste an – aber Wolfgang erklärte schlicht, das Berliner fan-magazine sollte TERRA heißen…

Ich hatte mich in der Zwischenzeit ein wenig im Beschmieren von Matrizen geübt und war riesig stolz, daß Andro 7 MEIN Titelbild brachte… ich verging fast vor Stolzl

Meine Mutter meinte allerdings, das Bild sei Käse…

Im Juni 1956 fuhr ich mit Motorrad, Zelt und Freund Arturo nach Italien. Auf der Rückfahrt machte ich in Irschenberg Station. Wir hatten uns vorher angemeldet und wurden „sehnsüchtig‘ erwartet, d.h. WE schrieb mir: „Du kannst ruhig erscheinen, ich habe das ganze Haus sowieso mit Münchnern voll, da fallt Ihr verwilderte Camper nicht auf.“

Nun, außer dem Dackel und Frau Trudi waren JÜRGEN VOM SCHEIDT, HEINZ FRIES (mit girl), LOTHAR HEINICKE und ein Mann mit Zickenbart (Eckhoff‘?), ein eingebildeter Kommunist, anwesend. Der letztere fan ist, soweit ich mich erinnere, wegen einiger undurchsichtiger Sachen aus dem SFCD ausgeschlossen worden.

Nun, der GROSSE WE gab sich ganz wie ein normaler Mensch, er gab zu, daß er niemals die Absicht habe, irgendwelche Spitzenwerke der sf-Iiteratur zu „verbrechen“, er sehe seine Aufgabe darin, die deutschen Fans zusammenzuführen und sie durch den Club auf gute Bücher und deren Quellen aufmerksam zu machen. Sein größter Wunsch sei, sf in Deutschland populär zu machen – er gab zu, daß es da auch etliche Rückschläge geben könne…

Sein erster Vorschlag lautete damals: „GEHEN WIR BADEN…“ (Ja, damals konnte man es im Juni), und wir folgten dem Vorschlag. Vor, nach und während der Planscherei unterhielten wir uns über sf und deren Randgebiete. Am Abend gab es dann noch einen Clou: FRIES frug meinen Freund, nachdem sie eine heftige Diskussion über Robots gehabt hatten, nach irgendeinem Buch – worauf mein Freund ganz nüchtern sagte: „ES IST DAS ERSTE MAL DASS ICH ÜBERHAUPT VON SO EINER LITERATURGATTUNG ETWAS HÖRE..“ Das blöde Gesicht von Heinz wird mir ewig in Erinnerung bleiben.

Mittlerweile war der Sommer vorbei, ich hatte mit einigen westdeutschen fans, JESCHKE und NOGA, einen Briefwechsel begonnen, der sich sehr vertiefte, da unsere Interessen sich anglichen.

Im Dezember ’56 besuchte ich mit Freundin Alo HEIN BINGENHEIMER in seiner Burg. Es waren recht interessante Stunden, da mich seine anderen hobbies, SCHIESSEN und WITZE ERZÄHLEN (hören) auch interessierten.

Anfang’57 zog ich nach Westdeutschland.

Im März besuchte ich dann als erstes PETER NOGA in Bremen. Wir ließen uns über dieses und jenes aus, so auch über die recht verunglückten Clubsiegel-Verleihungen an einige UTOPIA-Bände, denen wir kaum zustimmen konnten.

Peter war recht sauer, er meinte, daß der Vorstand die ganze sf-Idee nur benutzte, um eigene Vorteile rauszuschinden. Er griff auch sehr aggressiv die Leute an. Nun, ich versuchte ihn ein wenig zu besänftigen, aber er spielte mit „alles oder nichts“. Nun, im fandom darf sich jeder austoben, er darf nur nicht die Grenzen überschreiten. Peter tat es, er griff ein wenig unfair WE und andere an, während WOLFGANG JESCHKE es mit der Methode „selber machen besser machen“ versuchte – mit der GRUPPENRATSBROSCHÜRE „Ad Astra“,. Nun, die Lage im Fandom spitzte sich immer mehr zu, da jetzt von der anderen Seite (FRIES UND KOWALKE) einige unfaire Sachen (AD QUERKOPF) ins Feld warfen.

Im Mai ’57 besuchte ich in HANNOVER den stud. fan. GUNTRAM OHMACHT, der in seiner kümmerlich kleinen Bude kaum noch vor sf atmen konnte. Guntram – das liegt an seinem ruhigen Blut – vertrat eine sehr konventionelle Art des fandoms, der ich nicht immer beistimmen konnte. Aber mein Kontakt zu den HANNOVERANERN war dadurch geschlossen.

Pfingsten 57 war ich in Frankfurt zum Jazzfestival mit Freundin Alo, wir besuchten auch die GRUPPE RHEIN/MAIN/TAUNUS, in der sich besonders VOLTZ und THE „MOLLY“ GRADE hervorhoben.

Der I. DEUTSCHE SF CON in Bad Homburg v.d.H. stand für mich ganz im Zeichen der Kontroverse Vorstand/JESCHKE-NOGA-Gruppe, und ich kann mich noch recht gut meiner zittrigen Stimme erinnern, als ich vor dem inmitten des Saales stehenden Mikrofon über die Heftverlage herzog. Ob es viel genützt hat, daß ich mich da beteiligte – ich glaube kaum, denn die meisten der Schreier, die vorher GEGEN WE und die anderen geschimpft hatten, zogen sich plötzlich zurück, sie wußten von nichts mehr.

Ich reagierte sauer, als dann der ARBEITSKREIS REAL SF gegründet wurde; ich ahnte gleich, daß es ein totgeborenes Kind sei – was sich auch später herausstellte, denn kein Aas hat sich mehr darum gekümmert. Nun, dieser erste Sturm im fan-Wasserglas verlief im Sande.

Aber die Zwistigkeiten waren nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben. HEIN mit seiner Gründung des BUCHCLUBs sorgte für eine neue Spannung, die allerdings erst am 1. Juni 58 offen zu Tage trat. Auf Einladung der Gruppe befand ich mich in Frankfurt und ich platzte mitten in die Gründung der STELLARIS SCIENCE FICTION INTERESSENGEMEINSCHAFT hinein, die dort geboren wurde. Ich wurde Mitglied Nr. 8. Der Grund der Neugründung war folgender: ROHR hatte der Gruppe Schwierigkeiten und Ausschluß aus dem SF’CE angekündigt, wenn sie ihre Bücher weiter bei Hein anstatt bei ihm kaufen würden…

Im Sommer 58 habe ich dann noch Rainer Eisfeld in Bonn besucht, IHN mußte ich ja auch mal kennenlernen, da er ja mit Rohr zusammen den SFCE schmiß. Ich habe mich mit Rainer sehr gut verstanden, weil jeder die Meinung des anderen gelten ließ. Nun, als Entschuldigung kann man anführen, daß Rainer auch ein Berliner ist…

Der am 28. Februar 59 in Hannover stattfindende CON verspreche eine Annäherung der sich jetzt rivalisierenden Clubs SFCE/STELARIS. Er versprach sie, denn am runden Tisch waren alle BIG NAME FANS vertreten und sprachen sich auch. Leider wurden die dort gefaßten Entschlüsse entweder unabsichtlich oder bewußt falsch interpretiert, so daß wieder einmal nach einem Con die Sache weiterschwelte. Jeder der Clubs meinte, er hätte den „wahren Honid“ gefressen, jeder wollte den eigentlichen Führungsanspruch „im Namen der Fans“ haben. Dabei geht es doch die meisten Fans einen … Dreck an, wer mehr zu sagen hat, sie wollen doch nur im Vorstand jemanden haben, der IHNEN alle Arbeit abnimmt. Die Arbeit des Denkens.

Im Mai 59 fuhrt ich mit Freundin Christel gen Süden. In einer Tagesreise (Münster-Irschenberg) schaffte meine Jolle (250 ccm BMW) diese Tour, wir beide aber waren total groggy. Wir suchten uns im Gasthof ZUR POST ein Zimmer und schliefen erst einmal richtig aus (das heißt, wir wollten, aber nebenan im Tanzsaal war gerade TANZ IN DEN MAI). Aber wenn man einen Tag auf einem Knallkorken gesessen hat, dann überwindet man auch das.

Am nächsten Morgen gingen wir dann zu WE. Es war ein netter Tag, wir wurden von ERNSTINGS nett bewirtet. Als Gegenleistung knobelten WE und ich dann DIE DACHORGANISATION DER EUROTOPIA aus – das Ding, das heute vielen Fans schwer im Magen liegt.

Ich war nicht allzusehr optimistisch, aber es gelang dann wohl doch, die EUROTOPIA zu gründen, wenn auch mit Schwierigkeiten.

Ich teilte meine Bedenken WE mit, doch der war guter Laune – endlich war ein Zusammenschluß ALLER VEREINE in Sicht. Im Sommer gab es dann doch wieder Streit – und ich trat aus allen SF-Clubs aus – ich wollte erst wieder eintreten, wenn EIN Club etwas hervorragendes geleistet hatte…

Nun, WE war so tolerant und ließ mich, er hat nicht versucht, mich mit irgendwelchen Versprechungen zu halten. Ich war also ein FREIER FAN.

Der groß angekündigte Mini-Con Ostern 60 in Berlin war eine Pleite, es waren kaum Leute aus Westdeutschland erschienen, aber die wenigen (unter Ihnen HORST MARGEM) wurden schwer von den Berlinern ausgequetscht.

Mittlerweile war ich im Fandom ein recht bekannter Zeichner geworden. Ich habe wohl in fast allen deutschsprachigen fanzines etwas illustriert, und so freute ich mich auch, am 1. Juni 60 bei WiVo (WILLI VOLTZ) einen „Konkurrenten“ bei der ST, DIETER LASSMANN, kennenzulernen. Er machte auf mich einen sehr netten und zurückhaltenden Eindruck. Leider habe ich auf dieser Tour etwas sehr wichtiges versäumt – den Whisky, den Wolfgang Jeschke für mich kaltgestellt hatte. Ein IGEL war daran schuld – einer von der Post. Die Bestätigungskarte von Wolf hatte ihr Ziel um zwei Postfachnummern verfehlt (er hatte an box 4000 statt 4002 geschrieben). Pech für mich… aber ich kam trotzdem gut in Italien an.

Im Spätsommer anno 60 war ich dienstlich in Mönchengladbach tätig. Außer den TELESKOP-boys PESCHKE und MÜLLER besuchte ich dort auch (es waren ja nur 30-Krad-Minuten), JÜRGEN MOLTHOF in Düsseldorf. Im Verein mit ROLF GINDORF und PIPPKE verlebte ich dort sehr, sehr nette Stunden im Freundeskreis. JÜRGEN war ein sehr guter und EHRLICHER Fan!

Aufgrund der Traras, die ein gewisser GOLDSTEIN wegen eines Kurzromans in SPACE TIMES gemacht hatte, beschlossen wir nun die Ausgabe eines zines SEX TIMES – nur um diese Art von Fans zu ärgern, was uns auch vortrefflich gelungen ist, denn so viel Leserbriefe wie nach SP T 7 hat wohl kaum je ein fanzine erhalten…

Im Kreise von „Gindorf und Konsorten“ hat es mir sehr viel Spaß gemacht. Da sah ich wieder einmal, daß man doch in einer zwanglosen Form viel besser miteinander auskommen kann als durch starre, in Satzungen und ähnliches vorgeschriebene Formen.

Die Idee einer APA lag in der Luft. B. BLÜM und Manfred ALEX befaßten sich damit; ich machte die Düsseldorfer, pardon Wülrahter, damit bekannt, und Rolf und Jürgen waren davon ein wenig begeistert – sie wollten mitmachen.

Eines Tages kreuzte AXEL MEHLBART, pardon -HARDT, bei Jürgen auf, und wir besprachen dieses Projekt, das ich kurzerhand FAN (FUTURLAN AMATEUR NACHRICHTEN) taufte. B. Nero Blüm war wohl damit nicht recht einverstanden und zog sich maulend zurück – es mag stimmen, vielleicht haben wir seine Idee ein wenig zu stark gefördert, und er ist damit ins Hintertreffen geraten. Aber NERO hat es sich dann überlegt und machte wieder bei FAN mit. AXEL war ja ein richtiges Unikum, knapp 17 und dann schon mit einem Bart wie weiland Johann Strauß! Nun, für den nicht, aber für JAZZ schwärmte er… Er hatte sich bei seinem Besuch in Köln einen ganzen Koffer echten Jazz besorgt.

Leider musste ich an diesem Tage frühzeitig aufbrechen. In Münster habe ich dann wieder Kontakt mit den in der Umgebung wohnenden fans aufgenommen. Wir trafen uns zwanglos alle sechs bis acht Wochen, entweder bei EKKEHARD JECHT oder in einem Lokal. Das netteste Treffen arrangierte EIW, als er im Hause seines verreisten Vaters die „fan-Party“ startete. Er hatte dazu drei Dozenten der Uni eingeladen, mit denen wir dann heftig über Kybernetik und mögliche Weiterentwicklungen des Menschen diskutierten.

Über Weihnachten fuhr ich wieder einmal nach Berlin – vorher besuchte ich – ist schon eine Regel geworden – TOM und WOLFI. Bei Wolfi Thadewald gibt es einen netten Begrüßungsbrauch – man muß nur klingeln, dann streckt sich eine Hand mit einer Bierflasche durch den Türspalt. Bei den Hannoveranern dreht sich das Thema meist um ihr fanzine, und mir werden wieder etliche Zeichnungen aus dem Bauche gelockt.

In Berlin besuchte ich dann wieder einmal Manny ALEX, der in seiner klitzekleinen Bude trotz Bergen von pockets und fanzines immer noch Platz für Bier und Besucher hat. Der Düssel-Con am 14./15. Januar 61 brachte neben einer Auffrischung der Freundschaft mit JÜRGEN eine nette Überraschung: den femfan DORIS KOLBERG. Doris studiert „kleine Kinder“, wie sie es einmal ausdrückte; nebenbei liest sie gern SF-Geschichten. Speziell für Soziologie und Para interessierte sie sich, und da hatte ich einen guten Diskussionspartner.

Wir fuhren zusammen mit einer Freundin von ihr dann auch zum großen CON im Homburger Saal. Dort traf ich alte Bekannte und gewann (ich hoffe es) neue Freunde. Besonders freute es mich, WiVo und NERO wiederzusehen; die beiden hatte ich am 1. Mai noch kurz besucht. Bei WiVo kam ich triefend vor Nässe an, so daß ich gleich in die jeans von ihm umwechseln muste – und wer Willis Größe kennt, weiß, wie komisch ich ausgesehen habe…

Auf dem Con verlieh man auch Preise; ich durfte den Siegerpreis als „Bester Amateur-sf-Zeichner“ mit nach Hause nehmen. Nun, ich fühlte mich keiensfalls vollkommen und hoffe einmal, ein GUTER Zeichner zu werden…

Meinen Urlaub verlebte ich im August 61 in Berlin, und am 13. hatte ich Mühe, überhaupt wieder herauszukommen – und es war nur noch ein Platz in der Maschine frei, und den überließ ich Doris – es setzte schon in den frühen Morgenstunden eine recht Flucht aus Berlin ein.

Nun, es ist kein erhabenes Gefühl, vielleicht eines Morgens statt von (s)einer Frau vom Spitzbart wachgeküßt zu werden…

Weihnachten war ich dann wieder in Berlin, und auf dem Rückflug erwartete mich in Hannover INGRID FOCH und WOLFI THADEWALD. Nun, galant wie ich bin, überreichte ich der „Amerikanerin“ ein SCHOKOLADENHERZCHEN, das ich aus einem mitgebrachten Plastikeimer hervorkramte. Sie war richtig gerührt (ob sie nun aus anderen Gründen milde lächelte, weiß ich nicht, Wolfi jedenfalls grinste ganz unverschämt).

Der letzte Höhepunkt war für mich der Duisburg-Con, den ich mit meiner Frau Susi besuchte, und auch ihr hat es gefallen…

Zur Zeit freue ich mich auf den CON in Unterwössen – und wenn Du, lieber Leser, dieses ONESHOT befriedigt, teils unbefriedigt (dann lies GIN-KAREZZA!) zur Seite legst, dann ist dieser Con auch vorbei…

Ach, was ich noch erwähnen wollte: Ich bin vor kurzem wieder ein UFF geworden. Aufgrund der tollen Leistung der WIENER mit PIONEER bin ich bei der Austrotopia Mitglied geworden.

Ich möchte – zumindest durch meinen Beitrag – diesen Idealismus unterstützen.